Interviews mit Lorenz Frey, Christian Klien und Adrian Zaugg

    Lorenz Frey, Team-Chef des Emil Frey Racing-Teams: «Wir greifen mit Lexus auf höchster Ebene an»

    Das Emil Frey Racing-Team geht die bevorstehende Langstrecken-Rennsaison mit vollem Elan an. Das Lexus-Programm wurde nochmals aufgestockt. Gleich zwei Lexus RC F GT3 werden in der gesamten Blancpain GT Series an den Start gehen. Das Jaguar-Team – in der letzten Saison wurden noch zwei Autos eingesetzt – wird an vier ausgewählten Rennen der Blancpain GT Series teilnehmen. Im sechsten Jahr des Bestehens des Emil Frey Racing-Teams wird der 27-jährige Lorenz Frey, Enkel von Emil Frey und Sohn von Walter Frey, selbst nicht mehr als Pilot hinters Steuer sitzen, sondern «lediglich» noch als Teamchef im Hintergrund die Fäden ziehen.

    (Bilder: Raphael Galliker und Emil Frey Racing-Team) Der 27-jährige Teamchef Lorenz Frey ist optimistisch, dass es für beide seiner Marken eine gute Saison werden wird.

    Sind Sie schon ein wenig nervös im Hinblick auf die am 6./7./8. April im belgischen Zolder beginnende neue Saison in der Blancpain GT Series?
    Lorenz Frey: Absolut. Heute hatten wir vor grossem Publikum die offizielle Teampräsentation. Wir haben die ersten Tests erfolgreich absolviert und die Fahrzeuge sind bereit. Wir freuen uns auf die kommende Saison, die in grossen Schritten näherkommt.

    War das Emil Frey Lexus Racing-Team in der letzten Saison noch in der International GT Open-Klasse beschäftigt, steigt man nun in die Top-Klasse, die Blancpain GT Series, auf. War dies der logische nächste Entwicklungsschritt?
    Das war eine geplante Entwicklung. Klar mussten wir uns zuerst beweisen. Wir konnten im letzten Jahr in der International GT Open fahren. Dort waren wir bis kurz vor Saisonende noch Titelaspirant und landeten nach den beiden Rennen in Barcelona schliesslich auf dem sehr guten 3. Platz. Das gab uns das gute Gefühl, in die oberste Stufe aufzusteigen und dort auch konkurrenzfähig sein zu können.

    Das Emil Frey Racing-Team startet mit zwei Lexus-Autos und einem Jaguar-Auto in die neue Saison. Wie kann man die beiden Marken einstufen?
    Mit dem GT3 Jaguar fahren wir den Silber-Cup. Diese Kategorisierung wird durch das Fahrer-Line-up gebildet. Mit den beiden Lexus RC F GT3 fahren wir in der PRO-Klasse, der höchstmöglichen Kategorie. Vom Konzept her sind beides GT3-Autos, ähnlich schnell, aber natürlich jeweils basierend auf einem Jaguar- oder einem Lexus-Strassenfahrzeug. Das einte Fahrzeug ist vielleicht stärker punkto Aerodynamik, das andere etwa in Bezug auf den Motor.

    In der letzten Saison holte das Emil Frey Racing-Team mit den beiden Jaguars zwei Top-Ten-Ergebnisse heraus, mit dem Lexus konnte man vier Rennsiege und drei Pole Positions feiern. Wie sehen die Saisonziele nun aus?
    Pro Rennen sind oft bis zu 60 Fahrzeuge im Endurance Cup am Start. Es wäre deshalb vermessen zu sagen, wir könnten mehrere Rennen gewinnen. Schon in den letzten Jahren schafften dies nur sehr wenige Teams. Die Renn-Serie ist so kompetitiv, dass bereits schon im Qualifying die besten 30 Fahrzeuge innerhalb einer Sekunde klassiert sind. Klar starten wir stets mit dem Ziel zu gewinnen, doch bereits schon regelmässige Top Ten-Klassierungen wären ein Erfolg.

    Seit rund einem halben Jahr haben Sie in Safenwil ein Emil Frey Racing-Center. Beflügelt Sie das moderne und sehr repräsentative Rennsport-Entwicklungszentrum auf 1‘200 Quadratmetern noch zusätzlich?
    Wir versuchten ein Kompetenzzentrum für den Motorsport aufzubauen. Nicht nur für die Entwicklung, den Aufbau und den Einsatz der Fahrzeuge, sondern auch für die Fahrervorbereitung auf die Rennen hin. Dank den Komponenten Training, Coaching, Fitness und professioneller Simulator haben wir perfekte Bedingungen in house. Vor allem weil die Anzahl Testtage in vielen Serien  limitiert ist, kommt uns der Simulator sehr gelegen. Wir sind sehr stolz, dass wir hier ein eigenes Fitnesscenter, spezifisch auf Rennfahrer abgestimmt, in Zusammenarbeit mit Technogym entwickeln durften. Daneben haben wir vom Engineering her ein grosses Fachwissen. Wir haben ein eigenes Team, das die Fahrzeuge designt und entwickelt und den Fahrern die ganzen Details sehr gut erklären kann.

    Souverän führte Lorenz Frey in Deutsch und Englisch durch den Abend der Team-Präsentation in Safenwil.

    Heute wurde bekannt, dass Sie hier in Safenwil auch eine eigene Emil Frey Racing-Team-Academy ins Leben rufen. Ich nehme an, dass die erfahrenen Fahrer einerseits so ihr Wissen an den Nachwuchs weitergeben können und dass man andererseits in Zukunft eigens ausgebildete Fahrer einsetzen kann?
    Absolut. Einerseits wollen wir die Jugend in der Schweiz fördern, haben wir doch sehr gute junge Rennfahrer. Wir können da Mehrwert geben und es ist ein Markt geworden. Solche Simulatoren wie wir einen haben, sind in der Schweiz wie auch ganz Europa gesucht. Wir bieten einen Simulator und gleichzeitig einen Top-Ingenieur an, der seine in der Formel 1, in der DTM und in den verschiedensten Renn-Serien gemachten Erfahrungen weitergeben kann.

    Sie selbst werden in der kommenden Saison nicht mehr hinter dem Steuer sitzen, sondern «lediglich» noch als Teamchef agieren. Wird Ihnen das Renn-Feeling nicht ein wenig fehlen dabei?
    Wenn man einmal Benzin im Blut hat, hat man das Kribbeln immer. Auf der anderen Seite freue ich mich auf die Challenge, in der Box zu stehen und dort dem Team von aussen helfen zu können. In den meisten Teams sind die Fahrer Profis und mit all den verschiedenen Aufgaben als Teamchef liegt es nicht mehr drin, noch selbst zu fahren. Ich fokussiere mich zumindest in der kommenden Saison auf die Aufgaben als Teamchef und setze mich sicherlich für ein Jahr lang nicht mehr rennmässig ans Steuer.

    Worauf freuen Sie sich in der kommenden Saison am meisten?
    Ganz klar auf das 24 Stunden-Rennen im belgischen Spa-Francorchamps vom 26. bis 29. Juli. Das ist für das Team, die Fahrer und fürs Material etwas vom härtesten. Für die meisten Leute im GT-Rennsport ist dies DAS Rennen und drauf freue ich mich ganz besonders.

    Interview: Raphael Galliker


    Christian Klien, Routinier im Emil Frey Lexus-Team: «Ich gebe mein Wissen gerne der Jugend weiter»

    51 Mal ging er in der Formel 1 an den Start. Mit Red Bull Racing erreichte er beim GP China 2005 mit Platz 5 seine beste Position. Die Rede ist vom 35-jährigen Oesterreicher Christian Klien. Seine weiteren Erfolge lassen sich ebenfalls sehen: Dritter bei 24h Le Mans 2008 LMP1 Peugeot Sport, Zweiter bei Petit Le Mans 2008 LMP1 Peugeot Sport, Dritter ELMS LMP2 Meisterschaft 2014, Formel 3 Marlboro Masters-Sieger Zandvoort 2003, Gesamtzweiter F3-Euro Series 2003, Meister Deutsche Formel Renault 2.0L und Dritter Formel BMW Deutschland. Beim Emil Frey Racing-Team ist er DER Routinier.

    Der ehemalige Formel 1-Fahrer Christian Klien bei der Teampräsentation (in der Mitte), daneben Albert Costa Balboa (links) und Lorenz Frey.

    Freuen Sie sich auf die nächste Saison im Emil Frey Lexus-Team?
    Christian Klien: Ja, ganz klar freue ich mich auf die neue Saison, die eine ganz interessante werden wird, da wir nun mit zwei Lexus an den Start gehen werden. Wir haben anfangs Februar ausführlich in Spanien getestet. Das Auto ist sehr schnell, sehr zuverlässig und von dem her gehen wir mit einem sehr guten Gefühl in die neue Rennsaison.

    Diese Saison wird mit dem Lexus in der Blancpain GT Series gefahren, also in der Königsklasse. Ist das eine Herausforderung oder sagen Sie, dass Sie sich das als ehemaliger Formel 1-Fahrer gewohnt sind?
    Wir fuhren ja in der letzten Saison schon mit dem Jaguar in der Blancpain GT3 Series mit. Von dem her kennen wir diese Serie schon sehr gut. In dieser Saison fahren wir mit dem Lexus alle Rennen, also je die fünf Veranstaltungen im Sprint Cup und im Endurance Cup. Wir wissen, dass die Serie sehr sehr stark ist. Von dem her wird es für uns eine tolle Herausforderung, aber auch eine grosse Anstrengung, den hohen Erwartungen gerecht zu werden.

    Lorenz Frey, Euer Teamchef, fährt ja selbst nun keine Rennen mehr, zumindest in der anstehenden Saison. Haben Sie Angst, dass er nun noch genauer sehen kann, wie Ihre Leistungen sind?
    Das ist auch richtig so! Wir sind ein grosses Team und Lorenz Frey hat schon in der letzten Saison, als er noch selbst Fahrer war, ganz genau gesehen, wie wir performen. Er kennt sich sehr gut im Renngeschäft aus und von dem her stützt er nochmals das Team für uns alle.

    Kann man den Simulator hier in Safenwil von den Fähigkeiten her mit einem in der Formel 1 vergleichen?
    Nein, in der Formel 1 gibt es schon noch einmal bessere Simulatoren, die natürlich auch viel viel teurer sind. Wir brauchen aber hier gar keinen Formel 1-Simulatoren. Wir haben hier einen sehr guten Simulator, auf dem wir uns als Fahrer sehr gut vorbereiten können. Wir können diesen aber auch schon für Set-up-Arbeiten vor dem Rennwochenende benutzen, sprich wir kommen schon besser vorbereitet an die Renn-Wochenenden und haben einfach ein zusätzliches Tool um uns noch besser vorbereiten zu können.

    In Safenwil wird nun eine Academy ins Leben gerufen. Freuen Sie sich, dass Sie da Ihr grosses Rennfahrer-Wissen dem Nachwuchs weitergeben können?
    Ja, ganz klar. Wir haben mittlerweile ein Team, das sehr viel Erfahrung hat, sei es seitens der Ingenieure oder der Fahrer. Da gibt man natürlich dem Nachwuchs sehr gerne diese Erfahrung weiter und kann mit der Academy so sicherlich etwas schaffen, damit man der Jugend helfen kann.

    Interview: Raphael Galliker


    Adrian Zaugg, ein Südafrikaner mit Schweizer Lizenz im Emil Frey Jaguar-Team: «Hier ist’s wie in einem Labor»

    Adrian Zaugg ist am 4. November 1986 in Singapur geboren worden, fährt aber mit einer Schweizer Lizenz neu für das Emil Frey Jaguar-Team. Bisher konnte Zaugg verschiedene Erfolge feiern: Vizemeister Formula Renault Italien, Zweiter im Formel Renault Eurocup, Champion im GT-Cup, viele Pole Positions und Siege im A1-Grand Prix und etliche Podestplätze in World Series und in der GP2. Das Jaguar-Cockpit teilt er mit dem Luganesi Alex Fontana und mit dem Kanadier Mikael Grenier.

    Der 31-jährige Adrian Zaugg fährt mit Schweizer Lizenz im Jaguar des Emil Frey Racing-Teams.

    Was sind Ihre Stärken?
    Adrian Zaugg: Beständigkeit, Zuverlässigkeit und meine Schnelligkeit. Zudem arbeite ich sehr gerne im Team.

    Weshalb haben Sie bei der Teampräsentation derart vom Jaguar geschwärmt?
    Nachdem ich zuvor in einem Lamborghini gefahren war, hat mir der Jaguar vom Fahrstil her sofort zugesagt. Stark beeindruckt hat mich die Aerodynamik in den schnellen Kurven.

    War die Formel 1 je eines Ihrer Karriereziele?
    Als Bub und als ich mit dem Kartfahren begann war mein Ziel in der Tat die Formel 1. Ich habe das Ziel Formel 1 aber schon vor rund sechs Jahren abgeschrieben als ich in den GT-Sport wechselte. Ich war zwei Jahre lang mit Red Bull Racing am testen und bekam fast eine Chance für die Formel 1, doch Verletzungen machten mir dann einen Strich durch die Rechnung. Das machte mich mental stärker. Emil Frey Racing ist eine der Topadressen, von der man auf internationaler Ebene in Zukunft noch sehr viel hören wird.

    Was löst bei Ihnen hier im Zuhause in Safenwil einen Wau-Effekt aus?
    Schon alleine, wenn man hier hereinläuft sieht man, wie sauber und wie gut aufgeräumt alles ist. Man hat hier alles, was man von einem Schweizer professionellen Rennstall erwartet. Ich kenne kein anderes Team im GT-Sport, das ein eigenes Gym im Workshop hat. Und auch das wir einen eigenen Simulator haben, ist toll. Im Team sind sehr viele Emotionen und Spass da, doch gleichzeitig auch jede Menge Ehrgeiz. Das ganze ist sehr sehr beeindruckend.

    Interview: Raphael Galliker

    Mehr Infos unter: www.emilfreyracing.com

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